Der Gutschein für ein Freibier konnte nicht darüber hinweg trösten. Der Verein bittet um Verständnis.
Die Laune der Schalker Fans ist am Samstag vor dem Spiel trotz des Stolperstarts in die Saison bestens. Mit dem FC Bayern München kommt gleich zum ersten Heimspiel das Schwergewicht der Liga in die Veltins-Arena und dann stehen im Eingangsbereich auch noch Mädels, die jedem Besucher einen Gutschein für ein Freibier in die Hand drücken. Schalke gegen Bayern, dazu Freibier. Fanherz, was willst du mehr?
Erhöhung um 30 Cent
An den Kiosken im Stadion fallen den Fans dann gleich neue Zahlen ins Auge. Der Bierpreis hat sich erhöht. Der halbe Liter kostet seit dieser Saison nicht mehr 3,60 Euro, sondern 3,90 Euro - eine Steigerung von 8,3 Prozent. Noch vor dem Anpfiff hängt der Haussegen hinter der Nordkurve schief.
"Erhöhte Bierpreise werden mit einem Freibier vertuscht. Der fannahe Verein, dass ich nicht lache", schimpft Timo aus Rheine. "Ich kann mich erinnern, dass wir mal 2,80 Euro für ein Pils bezahlt haben. Danach etwas über 3 Euro und jetzt sind es fast 4 Euro. Wo soll das hinführen?" Sein ständiger Stadionbegleiter Tim ist ebenfalls verärgert: "Der Fan ist dem Verein doch nur so lange wichtig, wie er zur Kasse gebeten werden kann."
Den Bierpreis in der Arena legt Schalke fest - nicht die Brauerei, die nur der Lieferant ist. Und Schalke, das betont Arena-Geschäftsführer Moritz Beckers-Schwarz auf Anfrage der WAZ, habe sich die Preiserhöhung nicht leicht gemacht: "Seit 2010 haben wir den Bierpreis konstant gehalten, obwohl wir beim Einkauf in dieser Zeit drei Preiserhöhungen bekommen haben. Die haben wir aber nicht an unsere Fans weitergegeben." Auch durch die jetzige Erhöhung würde die Kostensteigerung nicht aufgefangen, und außerdem liege Schalke mit 3,90 Euro pro Bier immer noch im unteren Drittel der Bundesliga. Dort bewege sich bei den meisten Klubs der Preis zwischen 4,00 und 4,20 Euro. "Man muss die Relationen sehen", fordert also Beckers-Schwarz, der die Erhöhung für moderat hält.
Den Fans geht sie trotzdem gegen den Strich. "8 Prozent ist eine Hausnummer", ärgert sich Martin aus Gelsenkirchen und warnt: "Schalke muss sich nicht wundern, wenn die Fans erst zum Anpfiff kommen und ihr Bier vor den Eingangstoren trinken." Und Holger aus Waltrop sieht einen Widerspruch zwischen dem Image, das sich der Verein selbst auferlegt, und dem Preis fürs Volksgetränk: "Was hat das denn mit einem Kumpel- und Malocherklub zu tun, wenn ich für mein Bier so viel bezahlen muss wie für eine Flasche Schampus im Supermarkt?"
Lange Warteschlangen für's Freibier
Dass mit den am Samstag verteilten Freibier-Gutscheinen die Preiserhöhung vertuscht werden sollte, weisen Schalke und Veltins zurück: "Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun", sagt Beckers-Schwarz, und Veltins-Sprecher Ulrich Biene erklärt: "Das Freibier war die Einlösung des Versprechens, das wir auf der Jahreshauptversammlung als Bekundung unserer Partnerschaft gegeben haben."
Holger, auf dessen Trikot sogar die Aufschrift Veltins steht, hat trotzdem einen dicken Hals. "Dass sie einen Gutschein verteilen, ist eine tolle Aktion. Dass ich für zwei Freibier aber eine halbe Stunde warten muss, ist ein Unding. Da muss mehr Personal her."
Dies, entgegnet Beckers-Schwarz, sei aus organisatorischen Gründen kaum machbar gewesen. Die langen Warteschlangen hätten auch am großen Durst gelegen: 22 000 von rechnerisch möglichen 24 000 Litern Freibier seien rausgegangen. Da lässt der Schalker nicht viel verkommen.